Es ist nicht alles Gold was glänzt 

So, hier mal etwas für alle, die sich denken “Boah, die Schweine! Ein Jahr Nichtstun! Ich will auch!” oder dergleichen. Es gibt auch weniger Schönes, was einem während so einer Reise begegnet und wiederfährt und das wird hier im Blog meist nicht oder nicht ausführlich erwähnt. Es gibt aber so einiges, was einen manchmal in den Wahnsinn treibt.. Wir haben diesen Beitrag immer mal wieder weiter geschrieben, also nicht wundern, wenn der Großteil des Textes noch aus der Südamerika-Zeit stammt.

Ich schreibe diesen Text um kurz vor sieben Uhr morgens, wach bin ich seit fünf und es ist ein Wunder, dass ich überhaupt geschlafen habe heute Nacht. Gestern war in Kolumbien Vatertag und heute ist Fronleichnam, einer der gefühlt 100 Feiertage in Südamerika und das heißt Party hard. Wir wohnen gerade zwar in einem ganz normalen Wohnviertel auf San Andres, aber die Leute stellen da die Musikboxen vor die Tür und drehen auf. Als wir gestern Mittag ankamen, dröhnte aus drei Nachbarhäusern ein Musik-WirrWarr und eine davon läuft jetzt immer noch in extremer Lautstärke. Man fühlt sich als hätte man in einer Disco geschlafen.. Der Witz ist aber, dass da keiner im Garten tanzt oder seine Freunde zum Bier einlädt, zu sehen ist da jedenfalls niemand.

Zu Beginn der Reise war es oft die mangelnde Hygiene, die an den Nerven zehrte. An einem Tag in Bolivien bin ich fast ausgeflippt vor Ekel.. Wir fuhren mit einem Bus zu unserem nächsten Ziel Copacabana und in diesem Bus gab es keine Heizung. Als Ausgleich bekam man eine Decke, die bis zum Himmel stank nach ranzig, ungewaschen und abgestorbenen Hautschüppchen hunderter Personen. Gut, bevor du dir den Hintern abfrierst, nimmst du sie halt gezwungenermaßen.
Im Hotel angekommen will man sich das Gesicht waschen und anschließend im bereitgelegten Handtuch trocknen. Dieses roch aber penetrant nach fettigen Haaren. Man muss dazu sagen, dass in ganz Bolivien noch mit der Hand gewaschen wird, aber nicht weil kein Geld für eine Waschmaschine da ist. Die Leute sind der Meinung, die Wäsche wird in der Maschine nicht richtig sauber.
Beim Mittagssnack danach hatten wir erst ein dickes, schwarzes Haar an der Teetasse und dann einen Hähnchenknochen in den Pommes, lecker…Auch das Käse-Sandwich war ungenießbar. Wer schon mal auf einem bolivianischen Markt war, weiß warum. Der Käse hier wird nicht gekühlt, steht tagelang in der Sonne rum und stinkt somit zum Himmel.
Ab und an schlief man auch in Betten, die nach dem letzten Gast oder den letzten Gästen nicht frisch bezogen wurden, börks.
In Peru gab es einen Tag, da hatte ich in einem stinkenden Bus, in dem man auf seinem Sitz festklebte, einen richtigen Südamerika-Koller und wollte nur noch nach Hause.
Gottseidank wird es mit der Hygiene immer besser umso nördlicher man in Südamerika kommt und seit Ecuador haben wir kaum Probleme mehr damit.

Ein weiteres leidliches Thema ist das Essen. Es wurde ja schon öfter erwähnt, dass es in Südamerika keine Gourmetküche gibt und dass man überall nur Pollo bekommt.Es werden manchmal aber auch Sachen im Restaurant angeboten, wofür sich jede gute Hausfrau schämen würde. In Peru kommt trotz der 1001 Kartoffelsorten der alten Inkas das Kartoffelpü so gut wie immer aus der Tüte und auch die Tomatensuppen sind instant. Selber kochen ist nicht immer die Lösung des Problems, wir haben zum Beispiel gestern seit langem mal wieder Tomatenmark im Supermarkt gefunden. Spaghetti mit Tomatensoße, das beste und schnellste Gericht für einen vielbeschäftigten Reisenden ?, macht man hier zulande immer mit Ketchup. Klar, da ist der Zucker schon drin, muss man nix mehr machen. Hier sieht man öfter mal Kinder, die noch nicht mal laufen können, an der Colaflasche hängen.
Natürlich haben wir auch schon oft sehr gut gegessen, keine Frage, aber man ist immer sehr abhängig vom jeweiligen Koch oder Supermarkt. Manchmal träumen wir auch von gutem Brot oder Brötchen ? mit richtigem Käse ?? Und Rucola oben drauf ???

Wo wir schon beim Supermarkt sind… auch das ist beim Reisen oft lästig, du musst immer wieder einen neuen finden! ? Im Prinzip gibt man jeden zweiten, dritten Tag seine Komfort-Zone auf, um weiter zu reisen. Man weiß morgens nie, wie die nächste Unterkunft aussehen wird: verschimmelt und mit muffigen, durchgelegenen Betten oder blitzblank und modern eingerichtet; an einer vielbefahrenen Straße mit Disco auf der anderen Seite oder in einem wunderschönen, ruhigen Garten. Ständiges Unterkunfts-Roulette, die Bandbreite ist bei immer gleichem Budget echt rießig.

Was zugegebenermaßen eher mein Problem ist: Man kann oft nicht auf Klo, wenn man muss ? Manche Busse halten auf ihrer sechsstündigen Fahrt nicht einmal an, um eine Pinkelpause einzulegen. So kam es auch schon dazu, dass man mich mitten auf dem Salar de Uyuni aus dem Auto lassen oder auf dem Fluss im Dschungel extra einen Platz zum Anlegen suchen musste.

Hier auch mal als Ausschnitt ein wunderschöner Tag in Mexiko, den wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten…
Ich hatte auf der Isla Cozumel mal wieder einen Hautarzt-Termin, da ich dank der Rheuma-Medis neuerdings so zartbesaitet bin und ständig einen neuen, netten Hautausschlag habe. Auch diesmal waren Bakterien im Spiel und der Witzbold von Arzt verschrieb mir Antibiotika-Tabletten für 12 Tage und intramuskuläre Spritzen für 5 Tage. Erst dachte ich mir nichts dabei, denn selber spritzen bin ich ja gewohnt…Selbstverständlich hatte die erste angelaufene Apotheke auf der Insel nur die Tabletten, nicht aber die Spritzen. Da kurz darauf unsere Fähre aufs Festland übersetzte, verschoben wir das Problem auf später nach Ankunft in Cancun. Man muss dazu sagen, dass dies unser letzter Tag in Mexiko war und wir am nächsten Tag den ellenlangen Flug nach Australien antreten mussten.
In der erstbesten Apotheke in Cancun erzählte man uns, dass es die verschrieben Dosis von ein Gramm so gar nicht gäbe und dass man mir mit dem vom Arzt ausgestellten Zettel sowieso keine Medikamente aushändigen dürfe, ich bräuchte ein Rezept. Also nochmal zum Arzt! Schön dass der Erste schon 80 Dollar genommen hat ?
Nun aber stellte man mir nach einigen Übersetzungsschwierigkeiten endlich ein Rezept aus und wir traten wieder den Weg zur Apotheke an. Natürlich hatten sie dort nur eine der Spritzen und für die restlichen vier mussten wir noch zu einer anderen fahren. Beim Auspacken die große Überraschung: man musste die Spritzen sogar noch selbst mischen! Oookaaay, noch nie gemacht, aber wird schon irgendwie. Nachdem die Mischung geglückt war, wollten wir uns eigentlich nur kurz belesen wie man denn eigentlich intramuskulär spritzt (ich spritze immer nur subkutan, also unter die Haut) und stellten fest, dass man dabei so einiges falsch machen kann. Also mit aufgezogener Spritze mal wieder zum Arzt… Dieser zeigte Jannis wie man die Spritze am Besten in eine meiner Hinterbacken versenkt und wir markierten die Stelle für die darauf folgenden Tage im Flieger oder auf dem Flughafen. Am nächsten Morgen ließen wir das gleiche auf der anderen Seite nochmal von einer Ärztin erledigen und malten wieder einen Kreis zum Zielen darum. Mein Hintern sah zu dem Zeitpunkt schon aus wie eine Dartscheibe, aber wenns hilft.. Jannis musste dann tags darauf in einer Behinderten-Flughafentoilette zeigen was er gelernt hatte und Gott in Weiß spielen, ganz schön geschwitzt hat er ?
Wir stellten hierbei auch fest, dass diese Behinderten-Toiletten exakt nach zehn Minuten automatisch die Türen öffnen… Auch die restlichen zwei Injektionen bekam ich von Dr. Eising verabreicht und er überdenkt nun seine Karriere-Pläne ?
Was sich im Nachhinein lustig anhört war in Wirklichkeit ein guter Tag zum Sterben.

Man könnte meinen wir wollen uns beschweren und wüssten gar nicht wie gut es uns geht… Doch, doch, das wissen wir ? Hier soll nur mal gezeigt werden, dass es auch auf solch einer Reise echt arschige Tage gibt und man am liebsten zurück in Mamis Bauch will. Also wenn ihr mal wieder denkt, wir hätten es sooooo gut, fragt einfach mal nach wie unser Tag wirklich war ?

8 thoughts on “Es ist nicht alles Gold was glänzt 

  1. Oha, ja, da macht ihr aber auch so einiges mit…..und sehr schön, dass wir auch mal die Schattenseiten vorgeführt bekommen, um nicht zu übermütig zu werden! Dass so eine Weltreise nix für Feiglinge ist, sollte jedem klar sein! 😉 Warum wohl lesen wir alle schön gemütlich die Schilderungen eurer interessanten bis haarsträubenden Erlebnisse am heimischen Herd? Eben! Haltet die Ohren weiterhin steif!!

  2. Also Dr. Eising gefällt mir am Besten???! Sabrina nicht böse sein? Aber Spritze i.m. geben ist schon eine fette Leistung! ? Ich bin wirklich beeindruckt. Lasst es euch weiter gut gehen!

    • Eben! Dr. in weiß kann ja jeder… Badehose und Flipflops ist die Arztbekleidung von morgen! Im Pflasterkleben und Wehwehchen wegpusten werde ich in nächster Zeit dann meinen Professor machen! ??

  3. Tja, wie bereits schon erwähnt wurde, macht ihr schon einiges mit. Es folgt dann doch wieder ein “aber es gibt ja auch die tollen Erlebnisse und Bilder, was dann ja doch für einiges entschädigt. Weltreise ist halt kein Ponyhof.
    “Aber” dafür ist es bei uns ja auch nicht langweilig: letzten Freitagnachmittag ist der “Messermann” im Edeka in der Fuhle schlachten gewesen.
    Meine Schwiegertochter war ,Gott sei Dank, noch nicht (wie sonst) zum Einkaufen dort. Da hat der Schutzengel mal so richtig gegriffen.
    Ich hoffe ihr habt weiterhin viel Spaß und gutes Essen, saubere Klos und Unterkünfte.
    Bis bald Marion

  4. Autschi du arme, so ne Spritze in po ist echt fies 🙁 hoffe, dass sie wenigstens helfen! Ihr macht das echt toll und seid zu bewundern, dass ihr euch an jedem Ende der Welt Rat gebt! Liebste Grüße

    • Schlimmer geht immer, heute waren wir aus Versehen mit Krokodilen schwimmen ? Hier in Australien muss man anscheinend alles hinterfragen.. Hoffentlich geht’s dir und dem Braten gut, liebe Grüße nach HH!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Marion Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .