Spanien – Gran Canaria

Endlich war es soweit, wir konnten dem Grau in Grau inklusive Nieselwetter in Hamburg entfliehen und der Sonne hinterher fliegen. Und wo ist es zu dieser ungemütlichen Jahreszeit in Europa noch auszuhalten? Richtig, auf den Kanaren! Da die Inseln nur ein paar Kilometer vor der Küste Süd-Marokkos liegen, hat es zum Beispiel auf Gran Canaria auch im Dezember meist um die 20 Grad und das bei 300 Sonnentagen im Jahr. Wir sind ehrlich, trotzdem war Gran Canaria nicht unbedingt auf unserer Must-Do-Reiseliste, was vor allem an den Bettenburgen im Süden der Insel und dem Party-Tourismus liegt, aber aufgrund der Preise über Silvester muss man schon mal Abstriche machen ? Und letzten Endes wurden wir sogar äußerst positiv überrascht!

Aber mal der Reihe nach.. nach fünf Stunden in der Blechbüchse trat man hinaus in ein laues Lüftchen und hatte sofort das Gefühl „bitte werfen Sie die Klamotten von sich!“, einfach herrlich ☺️ Und so war es auch gar nicht so schlimm, dass man im Mietwagen trotz des Rauchen-Verboten-Schildes das Gefühl hatte in einem Aschenbecher zu sitzen, einfach Fenster auf und los. Nach einer entspannten Nacht in unserem angemieteten Apartment jagten wir den Aschenbecher auch sogleich die Berge hinauf zum Roque Nublo, einem rießigen Felsen auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges. Die letzten 1,5 Kilometer musste man zu Fuß zurücklegen, aber das störte uns wie immer wenig. Die Aussicht von oben belohnte für die Mühen: tiefe Täler, die bis zum Meer führten, karge Gesteinsformationen, die an einen Wildwestfilm erinnerten und ganz in der Ferne konnte man sogar den Vulkan Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa bewundern. Aber das Beste an diesem Tag war für uns das Wetter, denn trotz der stolzen Höhe von 1800 Metern war es hier oben windstill und gut im T-Shirt auszuhalten ? Beim anschließenden Besuch des Bergdörfchens Tejeda genehmigten wir uns ein typisch canarisches Mittagessen aus Bocadillos (belegte Baguettes) und kleinen Kartoffeln in undefinierbarer Soße. Frisch gestärkt besichtigten wir im Dorf Artenara ein mehrstöckiges Höhlenhaus, in dem man das Leben der Canarios vor hundert Jahren in deren unterirdischen Behausung bewundern konnte.

Auch heute lebt ein Großteil der Bevölkerung des Dorfes noch in Höhlenwohnungen, das heißt zumindest ein Teil der Wohnfläche wurde in den Fels gehauen. Anschließend ließen wir den Tag mit einer kleinen Wanderung am Cruz de Tejeda ausklingen, auch hier mit traumhaften Ausblicken! Zurück in niedrigeren Gefilden fiel einem sofort der krasse Gegensatz der stillen, gemütlichen Bergwelt zu der mit einer Autobahn und riesigen Einkaufszentren gesäumten Küstenregion auf, zwei völlig unterschiedliche Welten.

Auch am nächsten Tag führte unser Weg wieder die steilen Straßen hinauf und wir nahmen ganze 1 1/2 Stunden Fahrt auf uns, um zum Tamadaba Natural Park zu gelangen. Dort findet man das einzige noch etwas größere zusammenhängende Waldgebiet der Insel und tausende von Wanderwegen ? Natürlich hatten wir uns bereits einen davon ausgesucht, mitten durch unzählige Kiefernbäume bis zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Küste. Herrlich war alleine der Duft nach mediterranen Nadelbäumen und dazu gab es gratis das beste Panorama der ganzen Insel: schroffe Felsküste unter blauem Himmel und in der Ferne wieder Teneriffa mit seinem beeindruckendem Vulkan.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Umweg über das Dorf La Aldea, da die Straße bis dorthin die schönste der Insel sein soll. Und der Reiseführer hatte nicht zu viel versprochen, tief hinein in eine Schlucht führte das Sträßchen, vorbei an einem Stausee und allerlei Kakteen-Arten. Es sah aus wie man sich den Grand Canyon vorstellt, steil aufragende, knochentrockene Felswände zu beiden Seiten. Irgendwo hatten wir mal gelesen, dass man Gran Canaria auch als Mini-Kontinent bezeichnen könnte, da es dort so viele unterschiedliche Klimazonen und somit auch die unterschiedlichsten Pflanzenarten zu finden gibt. Ja, das können wir bestätigen, manchmal fährt man nur ein Tal weiter und die Landschaft hat sich völlig verändert und überrascht mit neuen seltsamen Gewächsen.

An unserem dritten vollen Tag wollten wir uns das Ganze mal aus einer anderen Perspektive anschauen und betraten um Punkt 10 Uhr in Puerto Rico das Deck eines Segelbootes. Das Dorf Puerto Rico an sich erschreckte uns mit seinen hässlichen Bettenburgen links und rechts den Hang hinauf und wir waren froh als das Schiff alsbald aus dem Hafen lief. Doch zuerst einmal schauten wir vom Wasser aus nur auf weitere Riesen-Hotels, eines unschöner als das andere… wer will denn so Urlaub machen?! Anscheinend mehr als genug, denn weitere Hotels befinden sich bereits im Bau.

Einige Seemeilen weiter konnte man dann aber die Sicht auf kleine versteckte Strände, Felsküste und Schluchten genießen, da dieser Teil der Insel weitestgehend unbewohnt ist. Wie bisher jeden Tag auf der Insel strahlte die Sonne vom Himmel und wir konnten uns auf dem Deck sonnen und einfach mal nichts tun. Einer der Höhepunkte der Tour war das plötzliche Auftauchen eines Wales vor dem Boot. Hier Delfine anzutreffen ist keine Seltenheit, einen Wal so nah am Ufer beobachten zu können aber schon! Nach vier Stunden Fahrt erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt und flüchteten sogleich ins Nachbardorf Playa de Mogán, denn dort gab es im Bereich des Strandes einige hübsche Ecken zum Schlendern und Verweilen. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt bei den Dünen von Maspalomas. So hübsch die Dünen, so furchtbar Maspalomas ? Aber nun gut, konzentrieren wir uns auf die Sandlandschaft: so weit das Auge reicht Dünen wie in der Sahara obwohl man sich nicht in der Wüste befindet. Stellt sich die Frage: Woher kommt der ganze Sand? Nein, er ist nicht von Afrika herüber geweht, sondern besteht hauptsächlich aus angeschwemmtem Korallen- und Muschelkalk. Auf jeden Fall einen Besuch wert!

An unserem letzten vollen Tag wollten wir uns noch die Inselhauptstadt zu Gemüte führen und machten uns früh auf den Weg nach Las Palmas de Gran Canaria.

Gut, ein paar schöne Plätze und Gassen gibt es schon, aber vom Hocker hat uns die Stadt nun nicht gerissen ☺️ Und so fanden wir uns recht schnell im nahegelegenen Örtchen Arucas wieder, das eine schöne Altstadt und zusätzlich eine Rumfabrik bieten konnte. Die Rumfabrik hatte leider geschlossen, aber das versprochene historische Zentrum konnte sich sehen lassen: die vielen alten Häuschen, die kopfsteingepflasterten Gassen und die imposante Kathedrale versetzten uns sofort in unsere Zeit in Südamerika zurück.

Mit der Rückfahrt zu unserem Apartment neigte sich leider unsere Zeit auf Gran Canaria dem Ende zu…wie immer viel zu früh! ?

Kleiner Trost: im März führt unser Weg fast ein Jahr nach der Weltreise endlich wieder zu einem Fernziel, wir erkunden Japan mit dem Camper!

Fazit: Wer gerne wandern geht ist auf Gran Canaria sehr gut aufgehoben, man hat die Qual der Wahl zwischen dutzenden Wegen durch wunderschöne Kiefernwälder oder entlang aussichtsreicher Höhenwege. Wenn man die Küstenregionen verlässt findet man schöne Berglandschaften, gemütliche, kleine Dörfer und abwechslungsreiche Natur.

Für einen Pauschalurlaub in den großen Touristenzentren würden uns aber keine zehn Pferde hierher bringen ?

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