Ernährung mit Rheuma auf Reisen

Wie ist es als Vegetarier durch den Kontinent des Fleisches zu reisen? Wie umgehe ich das meist angebotene, zuckerlastige Frühstück? Mayonnaise besteht aus Eiern, nie gehört?
Auf Reisen eine bestimmte Diät einzuhalten ist oft nicht einfach, aber machbar!

Was ihr in dem weiteren Bericht lesen könnt, soll kein Leitfaden für die Ernährung mit Rheuma sein, ich bin weder Ernährungsberatungsberaterin, noch steht irgendwo geschrieben, dass man bei rheumatischen Erkrankungen komplett auf Eier oder Kaffee verzichten soll! Ich berichte lediglich über meine Erfahrungen unterwegs. Jeder muss selbst einen Weg für sich finden und das hier ist nur einer von vielen.

Die ersten Wochen und Monate mit der Erkrankung waren hart, denn zu den schmerzenden Gelenken kam noch die Umstellung der Ernährung bzw. der ganzen Lebensweise hinzu. Ich war hierbei ziemlich radikal unterwegs, da ich das Gefühl hatte neben den Medikamenten selbst etwas tun zu müssen. Und so verzichtete ich von heute auf morgen komplett auf Fleisch, Eier, Kaffee, Alkohol, meine heißgeliebten Zigaretten und das Allerschlimmste: Zucker!
Ich dachte eigentlich immer, ich wäre keine große Naschkatze…aber alleine wie viele Schoko-Nikoläuse man in der Adventszeit geschenkt bekommt und die sich als Neu-Rheumi nun bei mir sammelten, erzählten mir eine andere Geschichte. Zucker ist eine Sucht, die man schon als Baby in die Wiege gelegt bekommt und die man meiner Meinung nach nie ganz loswerden kann. Noch heute, 1 1/2 Jahre nach meiner Ernährungsumstellung, bekomme ich Glücksgefühle und sehe Sternchen, wenn ich nur an leckeren Schoko-Frühstücksflocken oder Gummibärchen rieche. Dabei mochte ich früher Gummibärchen nicht mal besonders ?
Für mich ist der komplette Verzicht auf Zucker unterwegs unmöglich und auch schwer zuhause im Alltag integrierbar, wer hat schon die Zeit als Berufstätiger in Vollzeit sein Brot immer selbst zu backen oder sogar die Inhaltsstoffe der Käsepackung zu studieren?
Ich habe für mich da einen Mittelweg gefunden, der sich auf Reisen umsetzen lässt: ich verzichte auf alle offensichtlichen, zuckerhaltigen Lebensmittel wie Kekse, Kuchen, Schoki, Bonbons und alles was das Süßwarenregal so hergibt. Zusätzlich habe ich ein Auge auf den halb-offensichtlichen Schweinkram wie etwa Fruchtjoghurts, Salzgebäck (ja auch da sind meist noch Tonnen an Zucker drin!) oder die außerhalb Europas meist anzutreffende gezuckerte Milch *pfui teufel* Es gibt aber auch Dinge, die ich mir nicht nehmen lasse: in Asien auf Sojasoße zu verzichten wäre blanker Selbstmord oder ab und zu einen bösen Klecks Ketchup gönne ich mir auch. Ansonsten knuspere ich bei Heißhunger auf Süßes ein paar Rosinen oder Nüsse oder schlürfe einen frischen Fruchtsaft, den man hier an jeder Ecke bekommt. „No Sugar please!“ gehört aber auch da bei jeder Bestellung dazu.
Das Problem „Süß“ tritt beim Reisen aber vor allem beim Frühstück auf, denn meistens gibt es nur ein paar Scheiben pappigen Toast mit Butter und Marmelade oder als Alternative Omelette ? Da ich ja auch auf Eier verzichte, schleppe ich seit geraumer Zeit immer einen 1-Kilo-Sack Müsli aus Vollkorn-Flocken und Trockenfrüchten mit mir herum. Komischerweise gibt es nämlich fast im gesamten ostasiatischen Raum das gute Müsli eines deutschen Herstellers zu kaufen, zum Glück! Ansonsten kann man auch auf einfache Haferflocken zurück greifen, die bekommt man wirklich auf der ganzen Welt. Gut, lecker ist für mich anders, aber es soll ja Leute geben denen das schmeckt ?

In Südamerika darf Carne, also Fleisch, bei keiner Mahlzeit fehlen und man sollte hier auch nicht mit viel Verständnis für die vegetarische Ernährung rechnen. Nicht selten wird befremdet mit dem Kopf geschüttelt, wenn man nach fleischlos fragt oder einmal lachte sogar die gesamte Belegschaft einer Pizzeria als ich mich nach einer vegetarischen Variante erkundigte. Mitgedacht wird eher selten: Eine Hühnerbrühe in Ecuador zum Beispiel wird schwuppdiwupp vegetariano, wenn man nur das Fleisch raus sammelt…
So sehnte ich mich nach Asien mit der leisen Hoffnung auf Besserung, doch auch hier hat man jenseits der Städte und Touristengebiete seine Probleme. Aber wo ein Wille, da ein Weg und so isst man dann halt mal tagelang Reis mit Wasserspinat. In den buddhistischen Ländern Asiens findet man übrigens vegetarisches bzw. veganes Essen oft in der Nähe von Tempeln, da sich Strenggläubige wie die Mönche dort so ganz ohne Tier und tierische Produkte ernähren. In solch einem Restaurant hatten wir auch eines der besten Abendessen unserer bisherigen Reise.

Ernährung mit Rheuma

Heute mal wieder Wasserspinat..

Thema Eier: eigentlich relativ einfach zu vermeiden, aber auch nur eigentlich… Vor allem in Vietnam konnte ich leider nie Nudeln essen, die lieben da ihre Eiernudeln und verstehen oft nicht was du von Ihnen willst. „Is it with egg-noodles or rice-noodles?“
„No rice! Noodles!“ ?
Gut, dann nehme ich doch den Reis..
Eier verstecken sich aber auch gerne hinter Mayonnaise und die erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. So konnte man oft die Sandwiches vergessen oder auch beim Salatdressing nie ganz sicher sein. Überhaupt ist das Wissen, dass die olle Mayo aus Eiern besteht nicht ganz so weit verbreitet.

Alkohol sollte für jeden Rheumi, der Medikamente nimmt, tabu sein, gerade weil MTX und Co die hart arbeitende Leber und die Nierchen schon genug belasten. Ja ich geb’s zu, ich habe mir zu besonderen Momenten wie zum Beispiel Silvester auch mal ein, zwei Bier gegönnt.. böse Sabrina!
Ganz selten genehmige ich mir auch ein großes Glas Wodka… nein, Scherz? Aber ab und an darf es mittlerweile auch ein Kaffee sein! Leider hat der nach so langer Abstinenz eine dermaßen berauschende Wirkung auf mich, dass ich danach oft die ganze Nacht nicht schlafen kann. Irgendwann mal nutze ich solch eine lange Nacht und schreibe ein wirres Buch…?

Zusammengefasst nennt man meine Art der Ernährung in der Fachsprache übrigens „Lacto-vegetarisch mit Fisch“. Vor zwei Jahren noch hätte ich mir an den Kopf gegriffen und gesagt: „Whuat? Was soll das sein? Habt ihr keine anderen Probleme?“ Hätte mir eine Zigarette angezündet und ein Bier bestellt ?
Und nun lese ich Bücher über gute und schlechte Fette und bin eine von denen geworden, die den armen Kellner im Restaurant mit Sonderwünschen in den Wahnsinn treiben.

So eine Diagnose ändert also schnell mal das ganze Leben. Wenn man aber gerade nicht mit dicken, geschwollenen Knien kämpft oder dauerhaft müde ist, lässt sich nach meiner Erfahrung auch mit Rheuma ganz gut die Welt bereisen und dazu oft genug lecker schlemmen: vegetarische Pho in Vietnam, Pad Thai ohne Ei in Thailand oder Gado Gado auf Bali ?

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