Die 14 besten Monaten und das verkorkste Ende

Ja ihr lest richtig, zum Schluss gab es für uns nochmal eine Extraportion Bullshit quasi als braunes Sahnehäubchen dieser Weltreise: aufgrund eines Sturmes in Neuseeland wurden unsere Flüge von den Cook Islands über Auckland nach Sydney gecancelt und wir saßen auf Rarotonga fest. Hört sich erstmal nicht dramatisch an, aber somit verpassten wir auch unseren separat gebuchten Flug von Sydney nach Hause und mussten auf eigene Kosten alles nochmal neu buchen. Selbstverständlich hatten wir zwei Glücksritter keine Versicherung, 2000 Euro sind also futsch!
Zusätzlich mussten wir wie Penner eine Nacht im Freien am Flughafen von Rarotonga schlafen, da es mitten in der Nacht nur noch Zimmer für 230 Dollar gab. Außer uns und einem argentinischem Pärchen erschien das keinem der anderen Fluggäste zu viel und so verbrachten wir zu viert die nur noch kurze Nacht auf Metallsitzen unter einem Dach. Gut, dass die Südamerikaner so temperamentvoll sind, denn so übernahm mal jemand anderes das Schimpfen und Pöbeln beim Flughafenpersonal ?

Nach ein paar Stunden Schlaf ging der Alptraum weiter, übermüdet musste die gesamte Heimreise neu geplant und organisiert werden. Am Nachmittag verließen wir endlich die Insel, auf der seit unserer Ankunft nun das erste Mal gutes Wetter war ? Weit kamen wir erstmal nicht, die Nacht und noch einen Tag mussten wir in Auckland verbringen, da die Weiterreise am selben Tag nur für Millionäre bezahlbar gewesen wäre. Nun ja, letztendlich bestiegen wir am darauffolgenden Abend ein Flugzeug nach Brisbane und von dort aus ging es weiter nach Singapur, wo wir jetzt einen längeren Aufenthalt haben. Der letzte Flug nach Frankfurt klappt dann hoffentlich auch noch.

Da wären wir nun also am Ende unserer Reise angelangt..Viele zu Hause werden jetzt denken: Mensch, das ging ja schnell rum! Für uns war es genau das Gegenteil, die ersten Erlebnisse in Südamerika liegen gefühlt ein ganzes Leben lang zurück. Wir sind jetzt schon sehr froh alles so fleißig niedergeschrieben zu haben, da die ersten Eindrücke längst von drei weiteren Schichten überlagert wurden und unser Sieb-Hirn schon anfängt zu vergessen. Im Prinzip ist so eine Weltreise lebensverlängernd, denn das was wir seit Februar 2017 erlebt haben, hätten wir zu Hause vielleicht mit viel Anstrengung innerhalb von zehn Jahren geschafft. Und genauso fühlt es sich jetzt auch an…als wäre man zehn Jahre fort gewesen und auch um zehn Jahre gealtert, nur innerlich versteht sich ? Wer etwas anderes behauptet lügt ? Wenn wir jetzt darüber nachdenken wie viel Geld wir ausgegeben haben: 22 000 Euro pro Person für das was wir alles gesehen haben und diese langen Monate Freiheit in aller Herren Länder dieser Welt…verdammt wenig Geld, oder?! Echt verrückt, dass sich andere von solch einer Summe ein Auto kaufen, ich meine nur EIN Auto! Wir empfinden es im Moment so, dass nicht einmal zwanzig Autos unsere Erlebnisse aufwiegen könnten. Nein, auch keine einundzwanzig ☺️ Wer seine Ansprüche in Sachen Übernachtung noch ein wenig herunterschrauben kann und Länder wie Australien und Neuseeland weglässt oder dort arbeitet, der hätte mit dem Geld auch problemlos zwei Jahre durch die Welt tingeln können.

Im Nachhinein muss man sagen, dass auch verdammt viel Glück mit ihm Gepäck war: wir hatten keine längeren und/oder ernsthaften Krankheiten, wir wurden maximal ein bisschen übers Ohr gehauen aber nie beklaut, unsere Rucksäcke gingen nie bei einem Flug verloren und man glaubt es nicht aber wir hatten noch nicht einmal ein Zimmer voller Kakerlaken! Gut, eine Cucaracha spazierte schon mal durch, aber es war nie eine ganze Armee wie wir es aus vorhergehenden Urlauben kannten. Und das Wichtigste hätte ich jetzt fast vergessen, das olle Rheuma hat während der kompletten Zeit auch einfach Urlaub gemacht und ich gehe mit folgender Kortison-Bilanz nach Hause: 0 mg verbraucht. Jemand Interesse an zwei gigantischen Packungen? ?

Wir wurden vor der Reise oft gefragt, ob wir keine Angst hätten das gesamte Leben in Deutschland aufzugeben, Job und Wohnung zu kündigen und einfach raus ins große Unbekannte zu marschieren. Angst hatten wir aber immer nur davor wieder zurück zu kommen? Sich wieder mit dem Alltag abzufinden und dass sich das Highlight unter der Woche auf das in aller Hektik zubereitete Abendessen beschränkt. Dass man am Ende des Monats sagt: Huch, schon wieder vier Wochen rum und was habe ich in der Zeit eigentlich gemacht? Nicht viel…
Leider hat sich an unserer Angst nicht viel geändert und wir sehen unserer Ankunft in Deutschland mit Angstschweiß auf der Stirn entgegen.

Traurig sind wir auch! Traurig, dass wir nicht mehr jeden Monat ein neues Land erkunden dürfen. Traurig, weil wir nicht mehr ständig andere Menschen kennenlernen. Traurig, weil nicht mehr jeder Tag eine Überraschung wird.
Obwohl wir uns schon seit ungefähr einem halben Jahr versuchen damit anzufreunden wieder heimatlichen Boden zu betreten, ist es uns bisher nicht gelungen ? Leider hat man all die schlechten Momente der Weltreise auch schon wieder vergessen und kann sich nicht einmal mehr damit trösten bald wieder einen eigenen Kühlschrank zur Verfügung zu haben, immer im gleichen, sauberen Bett zu schlafen oder einen gut sortierten Supermarkt besuchen zu können. Genug gejammert…das wird zwar sicherlich eines der kühleren Wasser, in das man uns nun wirft, aber ist ja nicht so dass wir nicht schon Pläne für die Zukunft hätten ? Dieser Blog wird also weiter leben und vielleicht auch nochmal für längere Zeit reaktiviert.
In diesem Sinne, schön dass der eine oder andere so lange am Ball geblieben ist, uns begleitet hat und danke für die vielen, lieben Kommentare!

Viele liebe Grüße aus Singapur

Jannis, Sabrina und Carlos

P.S.: Es wird sicherlich noch einen Bericht unserer ersten Eindrücke und Startschwierigkeiten in Deutschland geben mit noch mehr Geheule und Gemotze ? Vielleicht auch ein Best-Of-Video der Reise, mal sehen..

13 thoughts on “Die 14 besten Monaten und das verkorkste Ende

  1. Ach kinners, man kann sich auch den Alltag schön gestalten 🙂
    Nicht so schwarz malen, ihr werdet euch das schon schön machen hier. 😉

    Die ausgefallenen Flüge hab ich ja schon bei WhatsApp kommentiert. Alles gute für den end-endspurt.
    Liebe Grüße

  2. jaja, ich werde ein Exemplar eures Buches kaufen, aber nur wenn der Preis bezahlbar ist. Außer mir gibt es sicher den einen oder anderen, der ebenfalls
    ein Buch kaufen würde und schwupp könnt ihr wieder auf Tour 😉
    @Sabrina: das dein Rheuma sich verpflüchtigt hat, ist ja super. Aber das Cortison würde ich erstmal noch horten, denn unsere nördlichen, feuchtkalten
    Temperaturen mag Rheuma nicht.
    @Jannis: Vielleicht hast du ja bereits gehört, dass in der Firma wiedermal ein personeller Abgang zu verzeichnen ist; leider 🙁
    Lasst bald wieder von euch hören (natürlich persönlich und leibhaftig)
    Lg. Marion

    • Beim Thema Rheuma war’s dann nun doch tatsächlich so, dass heißes schwüles Wetter mehr die Gelenke beeinflusst hat. Hier in Bayern ist jedenfalls sehr nettes sonniges Wetter ? und zu dem Abgang, habe ich tatsächlich noch nichts gehört. Wir werden uns sich in den kommenden Wochen mal über den Weg laufen! Bis dann und LG

    • Huhu! Es freut uns wirklich sehr, dass wir so viele mit unsern Erlebnissen und Fotos erreichen und unterhalten konnten! Freuen uns schon euch zu treffen! Bis bald und liebe Grüße von uns beiden

  3. Hallo ihr Lieben, auch ich habe immer den Blog mit großem Interesse gelesen, so tolle Bilder und so interessante Berichte. Bin schon gespannt, euch wieder zu treffen. Kommt gut nach Haus! Schön, dass ihr heil zurück seid. Viele Grüße Rena

    • Huhu Rena! Das freut uns riesig das dir die Berichte so gut gefallen haben! Und freuen uns auch euch alle mal wieder leibhaftig zu sehen und zu plauschen! Liebe Grüße aus Bayern und bis bald!

  4. Moin! Oder besser Servus?

    Das wird schon nicht so schlimm… erstmal schon, aber irgendwann gehts 😉

    Außerdem habt ihr sicherlich gelernt…. jeder ist seines eigenen Glückes Schmied – also, machen 😉

    Peace out Rabbits!

  5. Willkommen zurück ihr Zwei! Beim Lesen konnte ich mich gerade zurück erinnern und spüre auch jetzt noch das beklemmende Gefühl… sehr treffend die Worte. 🙂 Ich kann euch (wer hätte es gedacht) sagen, es wird auch ne Weile dauern bis ihr euch eingelebt habt. Aber wie Tom schon gesagt hat, die Einstellung und Art, wie man sein Leben lebt, kann man selbst beeinflussen. Ihr könnt euch glücklich schätzen, denn ihr habt heraus gefunden was euch glücklich macht. Wir freuen uns, euch wieder zu sehen!

    • Huhuh, ja im Moment fühlt man sich wie ein Gast im eigenen Land, nur dass wir diesmal kein Visa brauchen. Alles ist sehr fremd und ungewohnt.. Wir hoffen auf Besserung. Lg aus HH

  6. Willkommen zurück!
    In letzter zeit haben Anna und ich euren Blog zwar nicht mehr so regelmäßig gelesen, aber wir haben doch immer wieder an euch gedacht. Die Fotos, Videos und Texte sind echt super schön und natürlich ein gutes Archiv, um nicht dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Ich hoffe, dass ihr einige Dinge, die ihr auf eurer Reise gelernt habt auch in den Alltag integrieren und übertragen könnt!

    Freuen uns schon euch wieder zu sehen.

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